Wieder ist es eine Coronasaison. Dabei hatten alle gehofft, ob Bundesliga oder NRW-Ligen, dass sich der Spielbetrieb wieder normalisieren würde. Nun aber konnten die Capitals weder am 8. Mai noch am 23. Mai in die Saison starten – am Sonntag soll es im Heimspiel gegen die Dortmund Wanderers endlich losgehen (13 und ca. 16:30 Uhr). Und das sogar vor 250 Zuschauern. Und natürlich im Livestream bei Caps TV.
Das Bundesligateam um den neuen Headcoach Max Schmitz versucht, sich von den Verzögerungen und der verkürzten Saison nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Schließlich gilt wieder das Ziel: Meister werden. Auch wenn das gegen ein Südteam mit mehr Spielpraxis – dort wird eine reguläre Saison gespielt – schwer wird. Aber Schmitz und seine Assistant Coaches gehen es mit Herz und Verstand an und haben dabei einiges umgestellt. Und sind sicher: „Das Potential zur Meisterschaft haben wir allemal, wir müssen nur alle den notwendigen Erfolgshunger zeigen und unser Können auf den Platz bringen.“
Wer kein Ticket ergattert hat: Die Spiele werden wie immer von Caps TV im Livestream übertragen, derzeit noch auf YouTube:
Spiel 1 13.00 Uhr: https://youtu.be/7w9aBNfYjEQ
Spiel 2, 16/16:30 Uhr: https://youtu.be/tArc_Qy8vbo
Pitcherriege mit vielen Optionen
Mit einigen Umstellungen beim Training und mit der Berufung von mehreren Assistant Coaches will Max Schmitz nicht nur das volle Leistungspotenzial herauskitzeln, sondern eben auch die mentale Stärke und das Wissen, dass jeder es schaffen kann, egal gegen welchen Gegner. Der 29-Jährige ist der Leader und Motivator mit einigen neuen Ideen, aber für jede Position hat er sich außerdem Experten mit ins Boot geholt, die individuell coachen und das Team insgesamt unterstützen.
Mit einem sehr breit aufgestellten Pitching kann die Defensive auf ein gutes Rückgrat setzen. Auch wenn der plötzliche Weggang von Zach Dodson gerade in Spiel 2 die Position schwächt, „so haben wir doch viel mehr starke Arme als letztes Jahr. Natürlich müssen fast alle weiter hart arbeiten, aber das tun sie ja auch.“ Aktuell ist die Verpflichtung des Italo-Amerikaners Joe Wittig gelungen, einem Righthand Pitcher mit viel Erfahrung in aller Welt. Und so gibt es sehr viele Optionen auf dem Mound: Die bekannten Gesichter Sascha Koch, Wilson Lee, Maurice Wilhelm sowie Neuzugang Wittig stehen alle als Starter zur Verfügung. Dazu kommen Nick Miceli, Sammy Steigert, Noah Lindt, Paul Schmitz, Terrell Joyce, Eric Brenk, Philip Racek, Nico Weber. Die beiden Youngster Lindt und Schmitz – der nach einer Verletzung erst zurückkehrt – haben schon viel dazugelernt, machen jeden Tag einen Schritt nach vorn. Nationalspieler Sammy Steigert wollte schon letztes Jahr kommen, nun wird er die ganze Saison bis Ende August dabei sein und bringt als Sidearm-Werfer noch mal ein ganz neues Element in die Werferriege.
In der übrigen Defensive versuchen die Coaches, das Team so vielseitig wie möglich aufzustellen. Mit Ausnahme der auf ihren Positionen gesetzten Eric Brenk (Shortstop) und Vinny Ahrens (Catcher) sollen alle anderen in der Lage sein, mindestens eine zweite Position spielen zu können. In der Vorbereitung war so ein munteres Wechselspielchen zu beobachten. „Je mehr Optionen wir haben, desto besser sind wir auf unvorhergesehene Situationen vorbereitet.“
Erneut: Kampf um den Titel
In der Offensive stehen wie im übrigen Team viele alte Bekannte auf dem Feld mit den Tophittern wie Wilson Lee oder Daniel Lamb-Hunt. Es fehlt Chris Goebel, der sich entschieden hat, Baseball ruhen zu lassen und sich auf seine Ausbildung zu konzentrieren. Doch zwei Verstärkungen könnten den entscheidenden Unterschied machen: Terrell Joyce und Rückkehrer Vinny Ahrens. Der 29-jährige US-Boy Joyce hat viel frischen Wind gebracht einfach dadurch, dass von außen noch mal ein neuer Spieler gekommen ist. Und Vinny Ahrens, der die Coronasaison 2020 in Italien verbracht hatte, bietet als schlagstarker Switch-Hitter doppelte Optionen. Max Schmitz will es aber nicht auf wenige reduzieren. „Wir haben 12-13 Leute, die alle einen harten Ball schlagen können. Jeder ist in den letzten Wochen besser geworden, auch die, die vorher schon gut waren. Ich bin total begeistert von unserer Offensive.“
Die Voraussetzungen sind – alle Umstände zusammengenommen – nicht blendend, aber sehr gut, um den Meistertitel erneut in Angriff zu nehmen. Die fehlende Spielpraxis im Norden hat das Team durch zahlreiche Vorbereitungsspiele versucht auszumerzen. Und wie soll der Meistertitel geschafft werden? In den letzten vier Jahren hat bis auf die Meistersaison 2018 das I-Tüpfelchen gefehlt – was also muss anders laufen, um die zweite Meisterschaft zu schaffen? „Wir müssen raus aus unserer Komfortzone“, sagt der Headcoach ganz klar. Mit einem Team, das sich seit Jahren kaum verändert hat, haben sich viele Routinen eingestellt, auch das Wissen, das man in Norden das beste Team ist. „Deshalb versuchen wir, im Training einiges umzustellen, die Wettkampfhärte zu schulen, freuen uns über jeden starken Gegner, um so auch mental bereit zu sein für Teams wie Heidenheim oder im Champions Cup“, sagt Max Schmitz. Der Champions Cup im Juli wird eine gute Herausforderung sein für alle Spieler. „Ich weiß, dass ich jedem Spieler viel abverlange, aber wir wollen doch alle dasselbe: erfolgreich sein.“
Auch Max Schmitz hat sich aus seiner Komfortzone begeben, als er nach dem verletzungsbedingten Aus für seine eigene aktive Laufbahn das Amt des Headcoaches übernahm, zusätzlich zu seinem Beruf als Biochemiker. Denn halbe Sachen sind nicht sein Ding. Und so hat er sich mit viel Zeitaufwand und Ideen zusammen mit seinem Coaching Staff an die Arbeit gemacht. „Ich will weiter Teil des Ganzen sein, und ich will weitere Erfolge mit diesem Team feiern, das ich schon so lange kenne. Ich will meinen Teil zum Erfolg beitragen.“ Die Capitals 2021 haben nach außen fast das gleiche Gesicht wie zuvor, aber dahinter hat sich so einiges verändert.
Begeistert waren die Capitals wieder einmal von ihren Fans, denn ohne zu wissen, ob es eine Zulassung von Zuschauern gibt, hatten sich 125 Fans schon im März entschlossen, die Caps Supporter Card (gleichzeitig Saisonticket) zu kaufen, um dem durch Corona finanziell gebeutelten Verein zu helfen. Und die 100 Tickets für den freien Verkauf waren diese Woche auch in drei Stunden weg. „Diese Unterstützung der Fans spornt uns erneut an und wir freuen uns, dass die Fans belohnt werden und dabei sein können“, sagt Angela Beckmann. Sie ist u.a. für das Ticketing in Coronazeiten zuständig, das sehr viel aufwändiger als sonst ist. „Aber Hauptsache, die Ränge müssen nicht leer bleiben.“
Fotos: Schönenborn/Beckmann