Der Tag danach

15. Oktober 2018

Die Feier des Teams war heute immer noch nicht zu Ende. Schließlich galt es, Historisches zu feiern. Den ersten Meistertitel der Bonn Capitals. Das mit dem inoffiziell war schnell vergessen, der 7:5 Sieg besiegelte den dritten Sieg im fünften Spiel der Finalserie. Es gab großen Jubel und viele berührende Augenblicke nach dem Sieg. Gestandene Männer mit Tränen in den Augen. Und das nicht nur, weil sie so lange und hart für diesen Titel gearbeitet hatten und sehr bewegt waren, weil sie es endlich geschafft haben. Sondern auch, weil es galt, Abschied zu nehmen von drei Männern dieser eingeschworenen Gemeinschaft. Von BJ Roper-Hubbert, Jan Jacob und Riley Barr.

„Das sind alles tolle Menschen im Verein, die sich ehrenamtlich um so vieles kümmern und uns helfen, wo sie können. Die Capitals sind wie eine Familie für mich, und so fühlen wir alle, die wir von weither nach Bonn gekommen sind“, so BJ Roper-Hubbert beim Blick zurück auf sieben Jahre. „Schritt für Schritt sind wir besser geworden, stabiler, haben wichtige Ergänzungen im Team bekommen.“  Die meisten Spieler, die in den vergangenen drei oder vier Jahren zum Bundesligateam gestoßen sind, sind Eigengewächse der Capitals. Überhaupt besteht der allergrößte Teil des Bonner Teams aus Spielern, die in Bonn groß geworden sind. Einer von ihnen, Jan Jacob, beendet nach 17 Jahren Baseball seine Karriere – noch so ein emotionaler Moment am Sonntag. Beide, BJ und Jan, werden wir an dieser Stelle in den kommenden Tagen noch würdigen.

Denkwürdig war das Wochenende in jeder Hinsicht. Fast 4.000 Zuschauer, eine Riesenstimmung. „Die tolle Entwicklung des Baseballs in Bonn sieht man auch bei den Fans – das macht soviel Spaß vor so einer riesigen Kulisse zu spielen“, so Roper-Hubbert. „Diese Fans haben uns zum Titel getragen.“ Das Spiel 5 wogte hin und her und hatte seine entscheidende Phase im siebten Inning. Da erzielten zunächst die Heideköpfe drei Runs zum 3:5 aus Bonner Sicht – um dann in der unteren Hälfte des Innings selbst vier Runs zu kassieren. In diesem Inning hatte Heidenheims Manager Klaus Eckle den erst 17-jährigen Simon Liedtke aus dem Feld kommend auf den Mound gestellt – der ob der Kulisse und der Bonner Offensive sichtlich beeindruckt war. Nach den vier Runs musste er wieder runter und es kam Ricky Torres, der sich vorher schon im Bullpen aufgewärmt hatte. Aber es war zu spät. Bonns Pitcher Markus Solbach ließ keine weiteren Runs des Titelverteidigers zu – und Team, Fans und Verantwortliche brachen in Jubelschreie aus.

Der Protest

Der Wermutstropfen, dass es keinen Pokal gab, schmerzt viele im Verein schon sehr. Beim Protest geht es so weiter: Heidenheims Manager Klaus Eckle hat noch am Samstag abend seinen Protest schriftlich formuliert und ihn auch nicht nach Ende des Finales zurückgezogen. So ist jetzt das Sportgericht des Deutschen Baseball und Softball Verbandes tätig geworden und hat alle Beteiligten aufgefordert, innerhalb von sieben Tagen schriftlich Stellung zu nehmen. Danach wird entschieden. Eine Entscheidung, egal wie sie ausfällt, kann über die nächsthöhere Instanz angefochten werden: das Bundesgericht. Das ganze Verfahren kann sich also lange hinziehen. Sollte Heidenheim Recht bekommen, müsste Spiel 4 ab dem siebten Inning neu weitergespielt werden.

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