Für die Bonn Capitals hat es erneut nicht zum Meistertitel gereicht, die Trophäe von 2018 bleibt die bisher einzige Meisterschaft. Dennoch hat das Team eine erfolgreiche Saison gespielt mit dem Vizetitel und vor allem dem zweiten Platz beim Champions Cup. Über die Gründe für die Niederlage und den Ausblick fürs nächste Jahr sprechen Capitals-Vorsitzender Udo Schmitz und Headcoach Max Schmitz.
Fünftes Finale, vierte Niederlage. Ist das ein Misserfolg?
Udo Schmitz: Anfang der Saison haben wir das klare Ziel ausgegeben, das wir Deutscher Meister werden wollen. Und haben ein Team zusammengestellt, bei dem wir wussten, dass wir gute Chancen auf die Meisterschaft haben. Nun haben wir das Finale nicht mit dem Pitching Staff spielen können, den wir geplant hatten. Da ist der kurzfristige Weggang von Zach Dodson nach Mexiko und die Verletzung von Sascha Koch. Die geplanten Starting Pitcher standen also nicht zur Verfügung. Das war so nicht planbar. Nichtsdestotrotz hat das Team in Ostrau gezeigt, was es drauf hat. Da haben uns andere Spieler getragen. Deshalb hatten wir Hoffnung für das Finale. Die Niederlage ist eine Enttäuschung im Ergebnis, kam aber auch nicht ganz unerwartet.
Max Schmitz: Es ist eine Enttäuschung und ein Misserfolg. Wenn man sich mit dem Team Ziele erarbeitet – und das war der Meistertitel – dann ist das Nichterreichen des Ziels immer eine Enttäuschung. Unser Ziel war, beide Titel zu holen, den Meistertitel und den Champions Cup. Nun sind wir zweimal Zweiter geworden. Wir haben unsere Klasse in beiden Wettbewerben gezeigt, aber es hat eben nicht ganz nach oben gereicht. Ein verlässlicherer Pitching Staff hätte sicher geholfen. Aber es ist auch enttäuschend, dass unsere doch so starke Offensive jetzt im Finale keine Akzente setzen konnte.
Woran lag das?
Max Schmitz: Wenn man fünfmal gegen einen Gegner spielt und viermal verliert, kann man psychologische Gründe nicht ausschließen. Dabei haben wir mentale Stärke in der Saison und beim Champions Cup bewiesen. Aber die Topleistung zum richtigen Zeitpunkt gegen Heidenheim haben wir nicht geschafft. Ich will nicht ausschließen, dass nach dem sportlichen Highlight Champions Cup bei dem ein oder anderen ein Spannungsabfall da war. Der Coaching Staff hat das Team aber von Anfang der Saison an darauf vorbereitet, dass der Gegner im Finale Heidenheim heißen könnte.
Udo Schmitz: Man würde es schon gerne verstehen, damit wir wissen, wo wir anpacken können. Wir machen uns da schon Gedanken mit Blick auf die neue Saison, zum Beispiel beim Thema Sportpsychologie. Heidenheim als Angstgegner aufzubauen, ist nicht gerechtfertigt. Sie sind nicht stärker als wir. Es sind Duelle auf Augenhöhe. Umso ärgerlicher ist die Niederlage. Und umso höher ist der Erfolg in Ostrau zu bewerten, denn das Erreichen des Finals ist ein großer Erfolg.
Liegt es am Geld?
Udo Schmitz: Wir sind sicher nicht so gut aufgestellt wie einige Südvereine. Aber in diesem Jahr hat es am Geld nicht gelegen. Wir sind sehr dankbar für unsere Sponsoren, die trotz der verkürzten Coronasaison voll und ganz zu uns stehen.
Liegt es an der verkürzten und zum Süden unterschiedlichen Saison?
Max Schmitz: Nein. Unsere Auftritte im Viertel- und Halbfinale und in Ostrau haben gezeigt, zu was wir fähig sind trotz verkürzter Saison. Das will ich auch nicht als Ausrede gelten lassen.
Wie war die Saison für Dich persönlich, Max, in Deinem ersten Trainerjahr?
Max Schmitz: Ich nehme unglaublich viel mit aus dieser Saison, habe viel gelernt über mich, das Team und wie man es führen sollte. Für meine Entwicklung als Trainer war es ein erfolgreiches Jahr.
Auch mit Blick auf die nächste Saison, wie sieht es bei Sascha Koch aus?
Udo Schmitz: Er wurde diese Woche operiert und Schulterverletzungen auszukurieren ist zeitaufwändig. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir nicht davon aus, dass er in der nächsten Saison wieder dabei ist.
Im Pitching Staff muss also mehrfach nachgelegt werden?
Max Schmitz: Ja. Aber ich möchte an dieser Stelle einen erwähnen, der nicht so oft im Rampenlicht steht, aber seit zehn Jahren beweist, dass er sehr fähig ist – Maurice Wilhelm. Er ist immer wieder eine verlässliche Option, wenn es brenzlig wird. Das hat er in Finalspiel 3 gezeigt, das wir gewonnen haben, das hat er in einem genialen Halbfinale in Ostrau gezeigt. Ich hoffe, wir können ihn überzeugen, 2022 wieder dabei zu sein.
Wie sieht es mit dem weiteren Personal aus?
Udo Schmitz: Es gibt keine Signale, dass uns jemand verlassen will. Im Gegenteil. Die Amerikaner im Team würden gerne wiederkommen. Und uns erreichen immer wieder Anfragen von anderen Spielern, die zu uns wechseln wollen.
Max Schmitz: Das Turnier beim Champions Cup hat uns auch auf die europäische Baseball-Landkarte gesetzt. Und das merken wir.
Udo Schmitz: Wir wollen unseren Nachwuchs nicht vergessen. Wie seit Jahren wird er früh in die Bundesliga integriert, so wie dieses Jahr Noah Lindt und Paul Schmitz. Hinzu kommen zum Beispiel Jakob Schoch, Eric Kunze und Collin Uzoewulu. Das ist vor allem ein großes Verdienst unseres Stützpunkttrainers Clemens Cichocki.
Max Schmitz: Da möchte ich auch nichts ändern, erfahrene mit jungen Spielern zu mischen. Das kam in der verkürzten Saison dieses Jahr etwas zu kurz, dass sie genügend Einsätze hatten.
Das Ziel 2022?
Udo Schmitz: Es geht weiter und wir attackieren nächstes Jahr wieder. Der Meistertitel bleibt das Ziel.