Softball in Bonn – Aus Liebe zum Spiel

21. März 2018

Damals, 1992, fanden die ersten Mädchen und Frauen zusammen, um in der Bonner Rheinaue eine Damenmannschaft auf die Beine zu stellen. Nach einem Jahr Training wurde dann in der ersten gespielten Saison jedes einzelne Spiel verloren. Die Mannschaft trainierte hart weiter und schaffte es dann in der Saison 1994 den ersten Sieg für die Capitals zu holen. Leider passierte im Anschluss ein schlimmer Autounfall, wodurch wir eine Spielerin verloren und fünf weitere verletzt wurden, sodass an Softball spielen erstmal nicht mehr zu denken war. Der ganze Verein ist zusammen gerückt und noch heute sind viele bekannte Gesichter am Platz zu sehen, die damals all das live mit erlebt haben.

Ich gehöre dazu. Ich war damals 14 Jahre alt. Ich habe mich sofort in Softball verliebt, war sofort hin und weg und wollte ab da jeden Tag nur noch in die Rheinaue um in diesem grossartigen Sport besser zu werden! Ich war auch bei dem ersten Sieg und dem Autounfall dabei. Ich habe meine beste Freundin verloren und war selbst auch ziemlich verletzt und lag ein paar Wochen im Krankenhaus. Der Traum und das Ziel „jetzt starten wir richtig durch“ konnte erstmal nicht umgesetzt werden.

In den kommenden Jahren gab es einige Spieler und Trainer, aber das Level in Bonn blieb irgendwie immer gleich. Zwischenzeitlich hatte sich die Damenmannschaft sogar aufgelöst, erst 2005 wurde sie neu gegründet und Softball wieder aufgebaut. Dadurch, dass die Herren so gut geworden waren, hatte Baseball bei meinem Lieblingsverein immer die Priorität.

Da ich als Mitglied der Juniorinnen Nationalmannschaft höhere Ziele anvisiert hatte, musste ich damals meinem alten Club erstmal den Rücken kehren. Nach einigen Jahren in der Bundesliga erreichte ich 2002 genau das, wovon jeder träumt, ich wurde Deutscher Meister! Es hat all die harte Arbeit belohnt und es hat sich super angefühlt! Leider war damals schon mein Knie ziemlich lädiert, woraufhin ich die Entscheidung traf, dass ich das aktive Spielen an den Nagel hänge und von nun an nur noch als Trainer auf dem Platz stehe. Also besser kann man ja nicht aufhören, oder?!

Im Winter 2010 wurde ich gefragt, ob ich das Softball Team der Capitals als Trainerin übernehmen möchte. Für mich hat sich damit ein Kreis geschlossen. Back to the roots, zurück zu meiner Familie! Es war Zeit etwas zurück zu geben. Wir haben die Saison 2011 als erster in der Landesliga beendet und haben den Aufstieg in die NRW Verbandsliga erspielt! Ein kleines Wunder. Es war eine ganz tolle Saison mit einem bunten Mix aus erfahrenen Spielerinnen und Anfängern.

Als ich 2014 schwanger wurde und ein Kind bekam, gab ich all die Verantwortung und Arbeit an die zwei zuverlässigsten Spielerinnen unseres Teams ab, die die Aufgabe annahmen und fortan noch mehr für die Capitals taten als sowieso schon. Da man mit einem Baby oder kleinen Kind und einem Mann, der oft auf Geschäftsreise ist, nicht mehr so viel Zeit am Platz verbringen kann, konnte ich dem Team als Trainer nicht mehr weiterhelfen, aber die Mädels meinten, Sie bräuchten mich momentan mehr als Spieler auf dem Platz, als als Trainer. Da ich mein Team liebe, fand ich die Idee super. Mein Knie meldet sich zwar regelmässig, aber das nehme ich gerne in Kauf!

Anscheinend habe ich es noch drauf und wenn man es noch drauf hat, kann man auch noch weiter spielen, oder? Dann kam die Saison 2017 und wir haben das Unmögliche geschafft mit Laura Marshall und Eddy Stommel als Trainergespann. Wir waren stark, souverän und überzeugend, wir haben die NRW Verbandsliga gerockt und beendeten die Saison als Tabellenerster. Damit haben wir den Aufstieg in die Softball Bundesliga erspielt. Nach 6 Jahren in der Verbandsliga haben wir es nun in die Bundesliga geschafft. Wer hätte das gedacht?! Niemand!!!

Und ich bin immer noch Teil dieses Teams und sehr stolz darauf. Ich werde dieses Jahr 40 Jahre alt und wer hätte gedacht, dass ich 26 Jahre nachdem ich hier angefangen habe auf dem Platz zu stehen, im Hier und Jetzt 2018 immer noch auf dem Platz stehe? Auch niemand. Ich habe damals einfach die richtige Sportart ausgewählt, bei dem richtigen Verein. Ich kann Euch sagen, dass die Liebe zum Spiel mein persönliches Spiel immer wieder verbessert hat. Gemeinsam als Team auf ein Ziel hinzuarbeiten und füreinander da zu sein on and off the Field, das gibt soviel Kraft und Energie. Es schweisst zusammen und lässt alle noch härter an sich arbeiten.

Und genau das haben wir über den Winter getan. Wir haben an uns gearbeitet, hart trainiert und uns weiter entwickelt, um in der ersten Softball Bundesligasaison der Capitals Geschichte nicht unterzugehen. Wir sind gut vorbereitet und mutig genug, fest daran zu glauben, dass wir uns den ein oder anderen Sieg erspielen werden. Ein Run mehr als der Gegner reicht ja. Obwohl unsere vier Gegner in der Bundesliga Nord die vermeintlich vier besten Teams in ganz Deutschland sind, werden wir uns nicht unterkriegen lassen. Wir haben nichts zu verlieren!

Um unser Spiel aufs nächste Level zu heben, haben wir als neuen Headcoach Robert Kovacevic bei den Capitals Damen verpflichtet, der diese Saison mit Laura Marshall und Eddy Stommel zusammen die Verantwortung für unsere Damen übernimmt und uns noch stärker machen will. In der Softballszene ist er bekanntes Gesicht, hat mehrere Jahre mit den Hamburg Knights gearbeitet und auch schon seine Expertise bei der Nationalmannschaft eingebracht.

Jetzt hoffen wir noch auf amerikanische Verstärkung, eine Pitcherin, für jeweils das zweite Spiel der Double Header Spieltage. Aber auch, wenn das nicht klappt, sind wir stark. Wir sind bereit. Wir sind motiviert und wir freuen uns, wenn die Saison jetzt bald losgeht. Wir freuen uns auf unsere Fans und viele tolle spannende Spiele.

Am 25. März um 11:30 Uhr werden wir in der Rheinaue unser erstes Saisonvorbereitungsspiel gegen die Neunkirchen Nightmares bestreiten. Da werden wir sehen, wo wir stehen. Unser Season Opener findet am 29. April 2018 gegen Hamburg statt. Bitte erscheint zahlreich und unterstützt uns beim Geschichte schreiben…

(Nach einer wahren Geschichte von Jessica Moeller)

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