Mit viel Können und Geduld siegten die Bonn Capitals gestern in Spiel 2 gegen den Verfolger Hamburg Stealers und ließen damit erneut einen Doppelsieg folgen. Am Samstag hatte es ein eindeutiges 8:3 gegeben, gestern ein lange umkämpftes 3:1. Die Bonner Baseballer bleiben also das Maß aller Dinge in der Bundesliga Nord und bauten die Tabellenführung weiter aus.
Wie erwartet war Spiel 2 am Sonntag das spannendere des Doppelspieltags. Denn mit Louis Cohen und Wilson Lee sowie später Maurice Wilhelm standen sich hier drei der besten Pitcher der Liga gegenüber. Die Capitals setzten gleich ein Zeichen, den ersten drei Schlagleuten in Inning 1 gelang jeweils ein erfolgreicher Hit, und so stand es schnell 1:0 durch Eric Brenk. Dann dominierten die Pitcher. Louis Cohen kam insgesamt auf neun Strikeouts und musste fünf Hits hinnehmen. Wilson Lee zeigte eine solide Leistung bei zwei Strikeouts und nur vier Hits des Gegners. Und so blieb es eng. Im sechsten Inning gelang den Hamburgern der Ausgleich zum 1:1 und die rund 500 Fans – am Samstag waren es etwa genauso viele – stellten sich ob der Pitcherdominanz schon auf Verlängerungsinnings ein.
Doch dann übernahm Jan Jacob im achten Inning die Initiative. Viel war ihm an diesem Tag noch nicht gelungen, doch jetzt schlug er den Ball über den 2nd Baseman hinweg ins Rightfield. Eric Brenk ließ einen perfekten Bunt (kurzer, abtropfender Schlag) folgen, und so standen plötzlich zwei Läufer auf den Bases. Noch ein gelungener Bunt, dieses Mal von Adrian Stommel, ließ Jacob und Brenk auf Base 2 und 3 vorrücken. Und plötzlich spürte Louis Cohen Druck. Mit einem Wild Pitch – einem ungenauen Wurf, den der Catcher durchrutschen lassen musste – ermöglichte er Jan Jacob den Punkt zum 2:1. Als dann auch noch der First baseman der Stealers einen Fangfehler machte nach Schlag von BJ Roper-Hubbert, gelang Brenk das 3:1. Pitcher Maurice Wilhelm warf das Spiel gewohnt sicher nach Hause. „Wir haben voller Vertrauen in unsere Stärken und geduldig gespielt und keine Fehler gemacht. Der Gegner letztlich schon, und das war entscheidend“, so Headcoach BJ Roper-Hubbert. Das Selbstvertrauen wächst natürlich mit jedem Sieg.
Im ersten Spiel am Samstag hatten die Capitals das Geschehen schnell im Griff. Nach einem 1:0 im ersten legten sie im vierten Inning drei Runs nach und führten 4:0. Sascha Koch hatte als Pitcher die gegnerischen Angriffsreihen im Griff und ließ wenig zu. Je ein Punkt in Inning 5 und 6, und das Spiel plätscherte ein wenig dahin. Die Bonner leisteten sich in dieser Phase auch den ein oder anderen Fehler, allerdings ohne größere Auswirkungen. Die Stealers kamen erst mit Punkten aufs Scoreboard, nachdem auf dem Wurfhügel Brian Lainoff übernommen hatte und ein weiterer Fehler der Verteidigung dem Läufer den Weg nach vorn erlaubt hatte. Doch auch wenn die Stealers jetzt etwas besser zum Zuge kamen, Gefahr kam nie auf. Beim Stand von 6:2 legten die Capitals im achten Inning noch zwei Runs nach, und so kam es zum Endergebnis von 8:3. In der Offensive zeigte wieder einmal Vinnie Ahrens, das er derzeit richtig gut drauf ist. Er erzielte drei Hits, je einen Run und einen RBI (Runner batted in). Der junge Vater Lennart Weller (die Tochter ist gerade zwei Wochen alt) mit zwei Hits und drei RBI und Wilson Lee mit zwei Hits und je einem Run und einem RBI waren auch stark an diesem Tag. Die Hamburger rutschten mit
nun 6:6 Punkten in der Tabelle etwas ab, aber es bleibt eng. Hamburg, Paderborn, Solingen und sogar Hannover sind alle eng beisammen.
Für das ungewöhnliche Highlight des Samstages sorgte allerdings etwas völlig anderes: Daniel Lamb-Hunt rutschte bei einem Schlag der Schläger aus der Hand, flog hoch oben an den Zaun und blieb drin stecken. Das sorgte schon für viel Erheiterung bei den Fans. Als die Umpire dann darauf bestanden, dass der Schläger da oben in rund sieben Meter Höhe weg muss, sprintete Marc Hauke, sonst der Mann am Grill, kurzerhand los und erklomm in affenartigem Tempo und Manier mit bloßen Händen den Zaun und zog den Schläger raus. Riesengejohle bei den Fans und beste Stimmung im Stadion.
Fotos: Frank Lambertz, Thomas Schönenborn